Ein Skispringergeht unter die Spitzenradsportler
Primož Roglič war den Großteil seines Lebens dem Skispringen verschrieben. 2006 holte er mit seinen Teamkollegen bei der Junioren-WM im Skispringenin Kranj die silberne und ein Jahr später im italienischen Tarvisio sogar die goldene Mannschaftsmedaille. Wirklich aufgegeben hat er das Skispringen erst 2012, als seine Ambitionen bereits in Richtung Radsportgingen. Und schon bald erwies er sich alsunglaubliches Talentfür den Straßenradrennsport. Primož hätte seine Karriere als Skispringer bereits 2007 an den Nagel hängen können, als er in Planica auf der damals größten Sprungschanze der Welt einen schweren Sturz erlitt. Trotz gebrochener Nase und Gehirnerschütterung harrte er noch gut vier Jahre im Skisprungsport aus und die Erfahrungen, die er dabei sammelte, kommen ihm auch im Radsport zugute.

Nach seinem Debüt im Radclub Radenska setzte er seine Karriere beim Radclub Adria Mobil fort, der unter anderem das Radrennen Tour of Slovenia veranstaltet, und wechselte dann zum UCI World Team Team Jumbo-Visma, in dessen Trikot er den diesjährigen Giro d‘Italia anführt. Gerade beim Radclub Adria Mobil erkannte der Vater der Idee der Tour of Slovenia, Bogdan Fink, dass Primož etwas Besonderes hat, etwas, dass ihn unter die besten Radsportler der Welt katapultieren könnte. Das SportphänomenPrimož Roglič blieb auch bei den Scouts der niederländischen Teams, dessen Mitglied er heute ist, nicht unbemerkt.
Roglič machte mit Etappensiegen bei den wichtigsten Radrennen – beim Giro d'Italia (2016) und der Tour de France (2017 und 2018) – auf sich aufmerksam. Im September 2017 gewann er bei den Weltmeisterschaften in Bergen die Silbermedaille im Zeitfahren.
Im Jahr 2019 begann Rogličs Erfolg steil anzusteigen. Schon beim Giro d'Italia 2019 machte er mit dem dritten Platz des Gesamtsiegs aufmerksam und bewies im Rennen in Spanien, dass er keine Eintagsfliege ist. Mit dem Gesamtsieg bei der Vuelta 2019 in Spanien war er der erste Slowene mit Gesamtsieg auf einer der drei großen dreiwöchigen Landesrundfahrten.
Aber hier war sein Weg in den Radolymp noch nicht vorbei. Beim Rennen in Frankreich 2020 galt er lange als Hauptfavorit für den endgültigen Sieg, er fuhr den größten Teil des Rennens im gelben Trikot und am Ende überholte ihn sein Landsmann Tadej Pogačar im Kampf um den Gesamtsieg.
Roglič zeigte jedoch in den folgenden Rennen »die Zähen«, da im Gegensatz zur Tour das Glück auf seiner Seite war. Zunächst sicherte er sich einen spektakulären Sieg beim Belgischem Klassiker Lüttich - Bastogne – Lüttich, als er in den letzten Atemzügen des Rennens im Ziel den Franzosen Julian Alaphilippe überraschte. Dass es immer noch der heißeste Name in der Fahrradwelt ist, bewies er jedoch bei der Vuelta 2020, wo er den Titel des Gesamtsiegers der Tour de Spain verteidigen konnte.

Slowenische Tour de France 2020
Die Slowenen werden sich gut an das prestigeträchtige Radrennen in Frankreich im Jahr 2020 erinnern, als ein neues historisches Kapitel des slowenischen Radsports geschrieben wurde. Primož Roglič kam als einer der Favoriten zum Radrennen und trug bereits nach der ersten Woche das Gelbe Trikot des Führenden. Auf der vorletzten Etappe – dem Chronometer – gelang es Tadej Pogačar, ein weiterer außergewöhnlicher junger slowenischer Radfahrer, der bei der Tour de France richtig »explodiert« und Roglič während des Radrennens am meisten »in den Kragen atmete» das Trikot »auszuziehen«. Pogačar wurde damit ein etwas überraschender Gesamtsieger der Tour de France und der erste Slowene, dem dies gelungen ist; Roglič machte dem außergewöhnlichen »Pogi« trotz allem Gesellschaft auf der Siegerbühne den Champs-Élysées als Zweiter.
Neben dem außergewöhnlichen Duo, das die gesamte Radsportelite der Welt besiegte, radelten drei weitere Slowenen durch Frankreich: Luka Mezgec, der in zwei Etappen Zweiter wurde, Matej Mohorič und Jan Polanc.